1000 Jahre Bergbaugeschichte
Schweizer Käse unterirdisch
Der Westharz ist von Goslar aus bis in den Oberharz durchzogen von Bergwerken mit bis zu 1.000 m tiefen Stollen. Dabei ist der Rammelsberg mit über 1.000 Jahren Betrieb der weltweit am längsten nachweislich bewirtschaftete Bergbau.
Doch auch die Oberharzer Bergstädte Lautenthal, Wildemann, Bad Grund, Clausthal-Zellerfeld und Wildemann können auf viele hundert Jahre Bergbau zurückblicken. Durch diesen Wirtschaftszweig fand der Oberharz zu seiner heutigen Besiedlung. In allen diesen Städten könnt Ihr den spannenden Spuren des Bergbaus folgen, Untertage im Stollen und Übertage in Freilichtmuseen.
Der Rammelsberg
Die Geschichtsschreiber sind sich nicht ganz einig, ob es nun das Pferd von Ritter Ramm war, das mit seinen Hufen das erste Silbererz freischarrte oder ob es die Mönche vom Kloster Walkenried waren, die mit kluger Technik den Reichtum der Stadt Goslar begründeten.
Das oder ob es doch ganz anders war, könnt Ihr direkt im Rammelsberg erfahren und dabei auf zahlreichen Touren dieses weltweit außergewöhnliche Technik- und Industriedenkmal bestaunen. Befahren werden, so heißt das bergmännisch, können verschiedene Stollen bzw. Schächte. Hoch interessant sind ebenso die oberirdischen Aufbereitungsanlagen.
19-Lachter-Stollen
Im Jahre 1551 wurde begonnen, nur mit Eisen in Schlägel einen Wasserlösungsstollen, also eine riesige Röhre, die das Wasser aus den tiefen Gruben ausleitet, in das harte Erz zu schlagen. Richtig fertiggestellt wurde der Stollen erst 1864 und galt mit 32,7 km als der längste Tunnel der Welt.
Heute sind rund 500 m unter Tage begehbar, von dort aus kann man in das Loch des 261 m tiefen Schacht Ernst-August blicken. Das Besucherbergwerk bietet während der Ferien oft auch Führungen extra für Kinder.
Oberharzer Bergbaumuseum
Im ältesten Technik- und Freilichtmuseum Deutschlands ist an teilweise originalen historischen Anlagen die Geschichte und Funktionsweise des Oberharzer Bergbaus sichtbar und erlebbar gemacht.
Von hier aus werden sehr viele, einzigartige Sondertouren angeboten. Doch allein schon die Museumsführung lohnt einen Ausflug für die ganze Familie. Tipp für danach: ein Besuch im Zellerfelder Kunsthandwerker-Hof und eine Einkehr im Brauhaus.
Glück Auf, Glück Auf!
So lautet die Begrüßung hier bei uns im Oberharz. Nicht „Moin“ und nicht „Grüß Gott“.
Begründet ist dies in der stolzen Tradition des Bergbaus, die in den kleinen Dörfern des kargen Harzes zu bescheidenem Wohlstand führte, auch wenn das Leben der Bergleute hart war. Sie hatten dafür vielfältige Rechte bis hin zum Stadtrecht.
Der Bergbau zog für die damalige Zeit prominente Gäste an, ob nun Heinrich Heine auf seiner Harzreise oder Johann Wolfgang v. Goethe zu Forschungszwecken. Zwischen den wenigen führenden Bergbauingenieuren der Welt entstand ein reger Austausch über die Errungenschaften.
So wurde z.B. das Stahlseil in Clausthal-Zellerfeld erfunden, weil die Hanfseile mit immer tieferen Stollen zu schwer wurden und allein durch ihr Eigengewicht rissen. Heute beheimatet die Kleinstadt eine der angesehensten Bergbau-Universitäten der Welt mit Studenten aus Asien und Afrika.
Wenn Ihr auf einigen Touren diese unglaublichen Anlagen entdeckt, versteht Ihr auch die manchmal etwas schroffe Art der „Ewerharzer“ Eingeborenen – karge Landschaften, harte Arbeit und große Errungenschaften prägen einfach.
Dank technischem Fortschritt wurde das gewonnene Material ab Ende des 19. Jh. mit Grubenbahnen aus den Bergwerken transportiert. In den vielen hundert Jahren wurden die tonnenschweren Erze von Menschenhand oder sogar Pferden aus dem Berg geholt.
In allen Bergwerken können noch die sog. Kunst- oder Kehrreder bestaunt werden (das Wort Kunst bezeichnet alle technischen Vorrichtungen im historischen Bergbau). Mit den von Wasser beaufschlagten Rädern wurde hauptsächlich Pumpen betrieben.
Hier seht Ihr das Fördergerüst des Ottiliae-Schachtes in Claustahl-Zellerfeld. Es wurde 1876 erbaut und gilt heute als das älteste in Europa. Der Schacht selbst erreichte um 1900 eine Tiefe von fast 600 m. Abgebaut wurden Silber-, Blei- und Eisenerze.
In unserer Rezeption findet Ihr Informationsflyer mit allen Details, Öffnungszeiten und Kontaktdaten der Oberharzer Bergwerke Rammelsberg, 19-Lachter-Stollen und Grube Samson sowie dem Oberharzer Bergwerksmuseum.