Natur Camping am See
Natur Camping am See

UNESCO-Welterbe im Oberharz

Oberharzer Wasserwirtschaft – Energiegewinnung seit Jahrhunderten

Im gesamten Oberharz seht Ihr sie überall: Teiche, Dämme, Wassergräben. Sie sind Teil des größten vorindustriellen Energiegewinnungssystems der Welt. Die seit dem 16. Jahrhundert entstandenen Anlagen erstrecken sich über eine Fläche von 200 km² und bestehen heute aus 107 erhaltenen Teichen, 310 km Wassergräben und 30 km unterirdischen Wasserläufen. Genutzt wurde die Wasserkraft für den Betrieb der Bergwerke, zur Förderung der Erze, zum Auspumpen des Grundwassers und zur Personenbeförderung.

Kilometerlange Wassergräben

Mit einer ausgeklügelten, für die damalige Zeit unglaublichen, Ingenieursleistung wurde das Regenwasser in von Menschenhand angelegten Teichen aufgestaut, manchmal in ganzen Kaskaden talabwärts. Ein Beispiel dafür ist die Auerhahn-Kaskade direkt bei unserem Campingplatz.

Durch schmale Wassergräben wurde das Wasser zu den Gruben geführt. Dabei lag das Gefälle nur im Promille-Bereich um einen gleichmäßigen Wasserfluss zu erreichen und nichts von der kostbaren Energie zu verschwenden. Teilweise wurde das genutzte Wasser dann weiteren, talabwärts gelegenen Gruben zugeführt und erfuhr damit eine mehrfache Verwendung.

Unterirdische Wasserläufe wurden teils wegen landschaftlicher Notwendigkeit angelegt, teils um es im Winter während des frostfreien unterirdischen Durchlaufs zu erwärmen und die gesamte Strecke frostfrei zu halten.

 

 

Historische Anlagen

An manchen Teichen seht Ihr noch die historischen Striegelhäuschen. Denn an der tiefsten Stelle eines jeden Dammes gibt es einen unterirdischen Abfluss, der mit einem hölzernen Stempel mittels Gestänge vom Häuschen aus geöffnet und geschlossen werden konnte, um Pegelstände zu regulieren – wie mit einem überdimensioniertem Stöpsel.

Die gesamte unterirdische Anlage, das sog. Gerenne war aus massivem Eichenholz und der Ausfluss auf der talabwärts gelegenen Seite war so konstruiert, dass das System immer unter Wasser stand und sich ohne Sauerstoff keine Fäulnis am Holz bilden konnte. So sind einzelne dieser Ausläufe noch heute im Original erhalten.

 

Kunsträder unter Tage

Das Wasser trieb sog. Kunsträder mit bis zu 12 m Durchmesser an, die in riesigen Radstuben unter Tage installiert waren. Über die entstehende Rotationsbewegung wurde in frühen Zeiten Wasser aus der Grube gehoben. 

Mit einem Vorgänger der heutigen Kurbelwelle, dem sog. Krummen Zapfen, wurde später eine Hin- und Her-Bewegung erzeugt, die eine Kraftübertragung für Förderzwecke, zur Personenbeförderung oder zum Antrieb von Pochwerken zur Zerkleinerung der geförderten Erze ermöglichte. 

Teiche

km² Fläche

km Wassergräben

Welterbe erleben

Doch was schreiben wir hier alles, seht einfach selbst! Mit insgesamt 22 ausgeschilderten WasserWanderWegen könnt Ihr viele der malerisch gelegenen Teiche und Gräben erlaufen und auf den vielen Hinweistafeln direkt vor Ort die faszinierenden Bauwerke verstehen.

Im Bergwerk Rammelsberg ist eine Führung durch den Röderstollen der unterirdischen Wassertechnik gewidmet. Wer dafür einen Regenwetter-Tag nutzen will, sollte dennoch mit festem Schuhwerk, Wetterjacke und warmer Kleidung unterwegs sein. Denn es herrschen konstante 12°C und es tröpfelt immer ein wenig unter Tage.

Die Organisation Welterbe im Harz bietet außerdem zahlreiche spannende Führungen Ober- und Untertage im Oberharzer Revier an.

Im Prinzip könnte man einen ganzen Urlaub allein diesem Thema widmen, so umfangreich sind die Möglichkeiten.

 

Superlative im Wald und unter Tage

Wo das Wasser rückwärts fließt

Die Huttaler Widerwaage ist ein künstlich angelegtes Anstaubecken. Der bereits vorhandene Wasserlauf wurde um ca. 1 m vertieft.

So war es möglich, das Wasser entweder den Bergwerksgruben zuzuführen oder bei Hochwasser in umgekehrte Richtung in das Sösetal abzuleiten.

Der Sperberhaier Damm

transportiert über 900 m Länge bis zu 1.000 Liter Wasser pro Sekunde und überwindet damit eine Talsenke von 16 Metern. Das Meisterwerk der Ingenieurskunst hat nur knapp 2 Promille Gefälle und wurde 1734 eingeweiht.

Heute sind auf der Dammkrone noch rund 300 m der historischen Trockenmauer zu bestaunen.

 

Der Oderteich

war bis Ende des 19. Jh. die größte Talsperre Deutschlands. Mit einem 19 m hohen und  153m langem Damm wird eine Fläche von rund 30 Hektar aufgestaut. Das Stauvolumen beträgt 1,8 Mio. m³. Erbaut im Jahre 1722!

Das Wasser wird auch heute noch genutzt und versorgt die Stadt Sankt Andreasberg mit Strom.